Juli 2010 Türkei - die blaue Reise


Wer eine blaue Reise bucht muss sich darüber klar sein, auf was er sich einlässt. Wir haben unsere blaue Reise damals ein wenig blauäugig gebucht. Mit romantischen Vorstellungen von einsamen Buchten mit glasklarem Wasser. Den Sternenhimmel über uns und eine leichte Brise, die für Kühlung sorgt. Ein Gulet, das die türkische Küste entlangsegelt, während wir unterm Sonnensegel entspannt ein Buch lesen. Schnorcheln, Aug in Aug mit der mediterranen Fischwelt, köstliches Essen, frisch zubereitet...
Soweit die Vorstellung. Das kann so sein. Das kann aber auch ganz anders sein.
Wir starteten im Juli vom Hamburger Flughafen Richtung Dalaman. Wir, das waren in diesem Fall mein Mann und ich und unsere Kinder, damals 20 und 16 Jahre alt. Außerdem noch ein guter Freund mit seiner achtzehnjährigen Tochter.
Dalaman am späten Nachmittag empfing uns mit einer Temperatur von fast 40° im Schatten. Wo denn Schatten war. Ein Gefühl, als würde man einen Ofen betreten. Mit dem Bus gings dann weiter bis Fethiye, wo uns unser Boot erwartetete. Die Besatzung bestand aus dem Kapitän Ali, seiner Frau, Tochter und Sohn.
Unser erster Eindruck war....naja. Unser Sohn wollte gleich wieder nach Hause. Schließlich hatte er ja sowieso gar nicht mit gewollt. Aber wir versuchten das beste aus der Situation zu machen, verfrachteten das Gepäck in die einfachen Kabinen und setzten uns an Deck. In der Hoffnung auf Kühlung und was zu essen. Was beides nicht kam. Wir warteten noch auf Gäste aus Stuttgart. Essen sollte es für alle gemeinsam geben. Es war ja auch erst 22 Uhr. Und Kühlung vorerst gar nicht, da Fethiye in einem Kessel liegt. Es wehte kein Lüftchen. Man atmete Saunaluft.
Irgendwann waren dann alle Gäste da. Ein Pärchen aus Münster, aus der Nähe von Stuttgart eine Familie mit einem ebenfalls sechzehnjährigem Sohn und eine Leherin aus Hamburg. Insgesamt 12 Gäste auf dem Boot. Nach dem einfachen, aber reichhaltigem Essen, runtergespült mit ein wenig Wein und Bier, besserte sich die Stimmung. Es sah so aus, als würden die Passagiere tatsächlich irgendwie zusammen passen. Was auf so engem Raum wirklich wichtig ist.
Die Nacht verbrachten wir im Hafen von Fethiye,
untermalt von den Geräuschen eines "Discoschiffes", das durch die Bucht tuckerte. Sehr idyllisch! Sollte tatsächlich jemand der Mitreisenden schnarchen, so konnte uns das in dieser Nacht jedenfalls nicht stören.
Wir waren froh, als wir am nächsten Morgen die Anker lichteten und die Bucht von Fethiye in westliche Richtung verließen. Endlich ein bißchen Wind um die Nase. Darüber hinaus allerdings auch viel Sonne auf unserer Haut. Kapitän Ali hatte Angst um seine teuren Sonnensegel. Damit die keinen Schaden nehmen konnten, wurden sie während der Fahrt immer zusammengerafft. Gut, dass wir reichlich Sonnencreme im Gepäck hatten.
Nach- mittags ankerten wir in einer Bucht und es kam tatsächlich so etwas wie idyllische Atmosphäre auf. Alle Reisenden und der zehnjährige Sohn des Kapitäns nutzten den Stop für eine Badepause. Die etwas ältere Tocher musste der Mutter bei der Essenszubereitung zur Hand gehen.
Alleine waren wir in dieser Bucht natürlich auch nicht, aber hier lagen nur wenige andere Schiffe, so dass man abends sogar das Gezirpe der Grillen am Ufer hören konnte. Sehr schön!
Wir hatten diese blaue Reise mit einer Reiseroute gebucht, die u. a. Dalyan, Marmaris, die griechischen Inseln Simi und Rhodos beinhaltete. Auf unsere Fragen an Kapitän Ali, wie unsere Route verlaufen werde, bekamen wir keine klare Antwort, obwohl er ausreichend Englisch sprach. Als wir dann in der Mittagshitze des zweiten Tages den Hafen von Marmaris anliefen, waren wir etwas irritiert.
Noch dazu als uns drei Stunden Aufenthalt angekündigt wurden, wo wir laut Reiseroute doch eigentlich hier übernachten sollten. Eigenartig!
Eigenartig auch, dass Dalyan mit seinen lykischen Felsengräbern und den Carettaschildkröten jetzt bereits hinter uns lag. Aber, na gut, irgendeinen Grund wird das ganze schon haben, Kapitän Ali sagte etwas von "Dalyan later".
Also bummelten wir durchs brutige Marmaris, was nicht wirklich ein Genuss war. Es war viel zu warm und jedes geöffnete Geschäft mit Klimaanlage war unseres. Wobei es nicht so viele geöffnete Geschäfte gab. Schließlich war ja Mittagszeit.
Wir waren froh als wir wieder auf dem Schiff waren und Marmaris verließen. Da  während der Fahrt erneut das Sonnensegel eingeholt wurde, flüchteten wir unter den überdachten Essensbereich, der ein bequemes Sitzen leider unmöglich machte. Zu wenig Platz, Plastikstühle und Zigarettenqualm. Ali und sein in der letzten Badebucht dazu gestiegener Gast rauchten dort um die Wette. Schade!
Abends erreichten wir erneut eine Badebucht, in der wir ankerten. Endlich Erfrischung im nicht wirklich kühlem Wasser.
Schlafen an Deck, so dicht beieinander hat schon irgendwie Zeltlagercharakter. Bei mir führte das dazu, dass ich morgens immer zum Sonnenaufgang wach wurde. Das war eine wirklich stille, friedvolle Stunde und die Sonnenaufgänge entschädigten vieles.
Ein Wort noch zum Frühstück. Das war typisch türkisch mit Tomaten, Gurken, Schafskäse, Butter und Marmelade, Kaffee und Tee. Schade war, dass das Brot nur am ersten Tag frisch war. Danach kam es aus einer Tonne, in der es zusammengedrückt verwahrt wurde und war somit nicht mehr wirklich lecker.
Weiter ging es Richtung Westen, wohin genau wussten wir nicht. Den Vormittag entspannte jeder auf seine eigene Weise. Beim Lesen, Musik hören oder einfach nur den Horizont betrachten.
Mittags gab es dann erneut eine Badepause, während das Essen zubereitet wurde. In der Regel etwas vegetarisches.
Hier war ein Badestrand in Sichtweite und einige schwammen hinüber, um sich dort ein wenig umzusehen. Ansonsten konnte man baden mit Gänsen, die auf der Suche nach Futter unser Schiff umkreisten.
Genau wussten wir nicht wo wir eigentlich waren, bis wir uns nach dem Badestop wieder den Anker lichteten und zum Nachmittag in einen Hafen einliefen.
Datca! Laut
Reiseroute der Wendepunkt unserer Reise. Mhmmm, und das schon nach drei Tagen? Eigenartig!
In Datca konnten wir dann endlich einmal bummeln gehen, uns  gemeinsam in eine Bar setzen und etwas anderes trinken, als die Getränkeauswahl an Bord erlaubte. Das ganze auch noch
bei moderaten Abendtemperaturen. Ein toller Ort.

Was ein Glück, dass unsere Mitreisenden auf der gleichen Wellenlänge lagen. Wir hatten gemeinsam viel Spaß!
Am nächsten Morgen sollte es bereits weitergehen nach Simi, einer kleinen griechischen Insel. Irgendwie beschlich uns langsam eine Ahnung, dass das eine Reise im Schnelldurchlauf werden würde.
Morgens in der Frühe wieder ein traumhafter Sonnenaufgang, rotglühend, wie das Versprechen auf einen erneut heißen Tag. Da wussten wir noch
nicht was uns blüht. Nach dem Frühstück, das wir durch einen Einkauf um Nutella und Honig erweitert hatten, fuhren wir, natürlich wieder ohne Sonnensegel, Richtung Simi.
Unterwegs machten wir an einer windigen Ecke mit türkisfarbenem Wasser noch eine Badepause, in Sichtweite einer einsamen griechisch-orthodoxen Kirche.
Bevor ich weiterberichte, noch ein paar kurze Infos über unsere Liegefläche. Da in den Kabinen gefühlte 40° herschten, und zwar dauerhaft, schliefen wir Nachts alle an Deck. Das Bettzeug, das wegen der Temperaturen nur aus dünnen Decken oder Bettlaken bestand, brachten wir morgens in die Kabinen zurück und nutzten die Matratzen tagsüber zum sonnen, lesen, spielen, Musik hören. Für alle Freizeitaktivitäten halt. Dementsprechend lag vieles zwischen den Matratzen oder darauf, so gut verstaut, wie es ging, Fotoapparate, Handys, Bücher, Handtücher, Spiele, Haarbürsten, T-shirts und allerlei Kleinigkeiten.
Simi war bereits in Sichtweite, als eine sehr starke Böe eine der Matratzen aus ihrer Befestigung riss und davon segeln ließ. Hektisch versuchte jeder noch festzuhalten, was er greifen konnte, aber für viele Dinge war es zu spät und sie folgten der Matratze ins Wasser. Die Flip-Flops seiner Schwester rettete unser Sohn mit seinem Gesicht. Kapitän Ali reagierte und wendete das Boot. Griff
sich eine lange Stange mit Haken, während er uns erzählte wie teuer so eine Matratze wäre. Thias hatte derweil seine Flossen angezogen, um die noch auf dem Wasser schwimmenden Handtücher, kleine Kissen und diverse Kleidungsstücke ebenfalls zu bergen, die Kapitän Ali mit seiner Stange vielleicht nicht ins Boot holen konnte. Tja, Pustekuchen.
Staunend sahen wir zu, wie unser Kapitän nach Rettung seiner Matratze die Stange wieder verstaute, das Schiff wendete und Richtung Hafen von Simi fuhr. Keine Gelegenheit unsere Sachen zu bergen, kein Wort von ihm dazu, vielmehr hatt er gerade wieder Verständigungsschwierigkeiten in der englischen Sprache. Er tat, als würde er unsere Wut einfach nicht bemerken. Vielleicht bemerkte er sie ja tatsächlich nicht. Wir verabschiedeten uns also von zwei Handtüchern,
unserem einzigen Reiseführer, einem Hemd, einem Kissen, einem Tuch und diversen Kleinigkeiten.
Simi entpuppte sich übrigens als hübsche kleine Insel, deren Hänge pastellfarbene Kapitänshäuschen schmückten, ein wirklich schöner Anblick. Irgendwie konnten wir das leider nicht richtig würdigen, beeinträchtigt durch unsere Unzufriedenheit und die Temperatur, die auch hier am Tag um die 40° betrug. Wir machten am Spätnachmittag einen Bummel durch die kleine Stadt, immer auf der Suche nach Schatten und einer Erfrischung. Insgesamt habe ich diese Insel aber durchaus als sehenswert
in Erinnerung, sie hat tatsächlich Charme.
Zum Ärger unseres Kapitäns, der wahrscheinlich gerne die Hafenliegegebühr gespart hätte, konnten wir wegen der Fallwinde nicht auslaufen und mussten den nächsten Morgen abwarten. So blieben wir über Nacht in Simi und fuhren erst am nächsten Morgen ganz früh weiter.
Der nächste Tag sollte uns nach Rhodos bringen, was danach folgen würde, war nur Kapitän Ali bekannt. Unsere Fragen brachten uns jedenfalls kein Stück weiter. Wir brachen bereits gegen 5 Uhr morgens auf und hatten Rhodos deshalb schon vor neun Uhr erreicht. Allerdings waren wir noch nicht im Hafen, sondern kreutzten statt dessen vor der Hafeneinfahrt. Mehrmals wendete unser Schiffsführer, von unseren staunenden Blicken begleitet. Dabei hatte er sein Handy am Ohr und schrie fragend hinein: "Do you see me?" Um dann erneut zu wenden und wieder zu fragen. Mit einem leicht
panisch wirkenden Tonfall. Einmal übersah er über sein hektisches Telefonieren fast einen aus dem Wasser ragenden Felsen, obwohl dieser deutlich gekennzeichnet war.
Wir waren relativ erleichtert, als es dem Unbekannten am anderen Ende der Leitung gelungen war, Ali ins sichere Hafenbecken zu geleiten.
Da der heiße Teil des Tages noch vor uns lag, entschlossen wir uns auf Rhodos einen Strandtag einzulegen. Wir hätten auch gerne die Altstadt und die Festung angesehen, aber es war uns einfach zu warm.
Hier wurden natürlich sämtliche Strand- und Wasseramusements angeboten, die die Kinder auch sofort nutzten. Wenn sie nicht grad in ihren Büchern lasen, was im Alltag nicht für alle unbedingt üblich ist.
Wir vertrödelten den Tag und fanden uns zum abendlichen Essen wieder auf unserem Schiff ein.
Dort verkündete uns unser Kapitän dann, dass es morgen zurückgehen würde in den Hafen von Fethiye. Ääääh, wie bitte? Als Begründung hatte er interessante Geschichten von irgendwelchen Stempeln in Pässen, die notwendig wären und ähnlich seltsame Ausreden. Die zweite Woche unseres Urlaubs sollten wir dann in der Bucht von Göcek verbringen, an der auch Fethiye lag. Das war der Zeitpunkt, an dem tatsächlich allen die Hutschnur platzte. Das hieß für morgen ein reiner Fahrtag ohne Badepausen, um dann erneut in Fethiye festzuliegen und danach eine Woche in einer Bucht zu verbringen, die an einem Tag abgefahren werden kann. Ein Wort gab das andere, der Streit eskalierte, Kapitän Ali war beleidigt und wollte die Telefonnummer der Reiseleitung nicht rausrücken, die Stuttgarter wollten abreisen... Grandios!
Schließlich wurde die Reiseleitung doch kontaktiert und wir mussten nach Fethiye zurück, schon um die Sache zu klären. Abends beratschlagten wir dann gemeinsam in einem Restaurant was wir erreichen wollten. So eine Reise schweißt zusammen.
Fethiye empfing uns erneut mit absoluter Hitze, was nicht zur Entspannung beitrug. Kapitän Ali sprach gar nicht mehr mit uns. Das Gespräch mit der Reiseleiterin gestaltete sich ebenfalls nicht einfach, am Ende erreichten wir aber, dass wir das Schiff wechseln konnten.
Also packten wir, verließen froh unsere nie ganz sauberen Kabinen mit den schmuddeligen Duschen, zahlten unsere Getränkerechnung und verbrachten die Zeit bis das neue Schiff vorbereitet war in einer Bar im Basar von Fethiye.
Unser neuer Kapitän hieß Ilhan, seine Frau Kübra und die sechzehnjährige Tochter waren die Mannschaft. Das Schiff und die Kabinen waren einfach, aber sauber und die Familie nahm uns herzlich auf.
Wir verließen den Hafen bereits nach kurzer Zeit Richtung Osten. Die Reisroute hatten wir mit der Reiseleiterin überlegt und Ilhan war einverstanden gewesen. Er sprach leider kein Englisch, wir auch kein Türkisch, aber die Verständigung klappte auch so gut mit Händen und Füßen. Das Beste aber war, dass während der Fahrt das Sonnensegel unser Lager schützte.
Zum Abend ankerten wir in einer idyllischen Bucht mit glasklarem Wasser. Kübras Essen war vorzüglich, viel reichhaltiger als auf unserem ersten Schiff. Wir waren rundum zufrieden, während wir dem Sonnenuntergang zusahen.
Schon vor dem Frühstück waren wir wieder im Wasser, das türkis im Morgenlicht schimmerte. Ein einfaches, an einem Baum befestigtes Seil schaffte es, die kindliche Seele in allen zu wecken.
Auf der Weiterfahrt kamen wir an einer brennenden Yacht vorbei. Glücklicherweise waren bereits mehrere Schiffe zu Hilfe geeilt.Wir ankerten dann vor der Insel Gemiler, auf der der heilige Nikolaus einige Zeit verbracht
haben soll und die deshalb auch von vielen Ausflugs- booten aus Fethiye angelaufen wurde. Es gab hier jede Menge "fliegende Händler", die aus ihren Booten allerlei anboten, sogar frisch zubereitetes Fladenbrot, aber auch jedes andere Vergnügen, dem der durchschnittliche Tourist vermeintlich nachgeht.
Wir nutzten den Nachmittag für allerlei Wasseraktivitäten. Auch unter Wasser waren hier noch alte Befestigungs- mauern zu sehen und bei einem dieser Schnorchel- touren rutschte Thias seine Tauchuhr vom Handgelenk. Irgendwo in 20 Metern Tiefe lag sie auf dem Sandboden. Gegen die teilweise rücksichtslos rasenden Boote durch uns abgeschirmt, schaffte er es aber nach diversen Versuchen, sie zu bergen. Schließlich war es eine Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Vater.

Als die Hitze etwas abge- klungen war und nicht mehr so viele Aus- flugs- boote dort ankerten, fuhr Ilhan uns mit dem Beiboot hinüber zur Insel.
Auf der Insel befanden sich verschiedene Reste einer mittelalterlichen Stadt. Vier große Kirchen und ein Galeriegang, der die Gipfel-Kirche St.Nikolaus mit der Ostkirche verbindet.
Neben Wohnsiedlungen gab es Grabdenkmäler, Zisternen und Vorratsspeicher. Ein wunderbarer Ort, um im Licht der tiefstehenden Sonne herumzustreifen. Selbst dann noch, wenn es so warm ist und bei jedem Schritt der Schweiß rinnt.
Wir kamen tat- sächlich bis zum Gipfel, der uns einen Blick auf die in der Bucht ankernden Boote gewährte. Ein wunderbarer Ausflug. Trotzdem waren wir froh,
als wir wieder unten ankamen. Der Überlebenskünstler, der hier die Tickets verkaufte und über die Insel wachte, hatte glücklicherweise auch eine Auswahl an kalten Getränken. 
Sein Hund hatte uns übrigens über die ganze Insel begleitet. Ein wunderbar aufmerksamer Fremdenführer!
Weil wir sowieso total durchgeschwitzt waren, entschieden wir uns zum Schiff zu schwimmen. Zehn Minuten im kühleren Wasser waren uns wirklich willkommen.
Die letzten Ausflugsboote aus Fethiye hatten sich  inzwischen auf den Rückweg gemacht und so etwas wie Stille kehrte in der Bucht ein.
Der nächste Tag sollte uns nach Kas bringen, eine Küstenstadt, die die Stuttgarter während eines Urlaubs bereits einmal besucht hatten und die ihnen in guter Erinnerung geblieben war. Die Fahrt dahin führte an einsamer steiler Felsküste vorbei, an der ankern so gut wie unmöglich war. Es war lediglich ein Badestop in einer Bucht machbar, in der wir dann auch das Mittagessen zu uns nahmen. 
Die weitere Fahrt ging durch unge- schütztere Gewässer, so dass unser Schiff schon ein wenig durchgeschaukelt wurde. Nicht jeder konnte sich damit anfreunden.
Kas liegt maler- isch in einer Bucht der lykischen Küste. Schmale Gassen mit griechischen Häusern und den typischen Holzbalkonen zieren das Städtchen. Hier scheint der Massentourismus noch keinen Einzug gehalten zu haben.
Wir liefen am frühen Nachmittag in den Hafen ein und erkundeten danach den Ort. Viel kleine Geschäfte sind in den alten Häusern untergebracht und man konnte wunderbar stöbern. Ums Handeln kommt man natürlich auch hier nicht herum. Insgesamt ist Kas ein angenehmes Städtchen, mit vielen Restaurants und Möglichkeiten den Abend zu verbringen, sicher auch für einen längeren Aufenthalt geeignet. Wir verbrachten den Abend  in einer kleinen Shisha-Bar auf traditionellen Sitzkissen. Sehr angenehm!
Am nächsten Morgen nach dem gemeinsamen Frühstück ging es wieder zurück Richtung Westen. Erneut war der steile Küstenabschnitt  zu bewältigen, der keine Ankermöglichkeit bot. Ilhan entschied deshalb einen küstenferneren Kurs zu nehmen, der uns ganz schön ins Schaukeln brachte, da der Wind ziemlich aufgefrischt hatte. Wir waren froh, als wir nach einigen Stunden schließlich eine geschützte Bucht erreichten, in der wir auch übernachteten.
Die Abende wurden häufig für Spiele genutzt, wobei sich herausstellte,dass die Tochter vom Kapitän  eine Meisterin im Backgammon war. Sie schlug alle Passagiere mühelos.
Es wurde gemeinsam gerätselt, gelesen und die verschiedensten Spiele gespielt, was die Abende recht kuzweilig machte. Wir hatten sogar einen Geburtstag zu feiern, der mit reichlich Raki begossen wurde und mit selbstgebastelten Papierblumen geschmückt wurde. Den nächsten Tag verbrachten wir
fahrend von Bucht zu Bucht, mit diversen Badepausen, wobei wir das Gefühl hatten, dass das Wasser immer wärmer wurde. Zum Nachmittag erreichten wir Ilhans Lieblingsbucht, die gefühlte Badewannentemperatur hatte. Irgendwie schien unser Kapitän für dies Bucht zuständig zu sein, denn er beschäftigte sich damit, dort den Müll einzusammeln.
Spät Abends verließen wir die Bucht wieder und fuhren weiter bis Göcek, von wo aus wir am nächsten Morgen unseren Ausflug nach Dalyan starten sollten. Den hatten wir über die Reiseleitung nun zu einem Sonderpreis bekommen, da Kapitän Ali den Ort in seiner Reisroute ja ausgelassen hatte.
So starteten wir am nächsten Morgen mit einem Reisebus zum Ausgangspunkt der Flussfahrten im Dalyan-Delta.
Den ersten Stop machte unser Boot am Schlammbad. Angeblich hat es heilende Wirkung, wenn man sich mit diesem Schlamm einreibt, ihn am Körper trocknen lässt und abschließend in ein schwefelhaltiges Thermalbad steigt.
Kein Problem, wir machen ja alles mit. Allerdings machten nicht alle mit, einige guckten auch nur mit skeptischen Blicken zu.
Wenn der Schlamm trocknet, kribbelt es ziemlich und man freut sich darauf, ihn wieder los zu werden. Von unseren Mitreisenden hatten wir den Tipp bekommen, alte Badesachen für dieses besondere Bad zu nutzen und das war auch gut so, da die Badekleidung doch ein wenig litt.

Danach war gemeinschaftliches Duschen angesagt, wobei es gar nicht so einfach war, den Schlamm überall wieder zu entfernen.
Bevor man dann in das stinkende Schwefelbad steigen konnte, wurde jeder noch einmal abgespritzt. Das Faule-Eier-Bad
war dann auch nur kurz auszuhalten, so sehr stank es. 
Zurück im Boot ging es weiter, an den lykischen Felsengräbern vorbei, zu einem Restaurant, in dem das Mittagessen eingenommen wurde. Passabel, aber Massenabfertigung.
Genau wie an dem Strand, den zwischen Mai und September die unechte Carrettschildkröte zur Eiablage aufsucht. Ein schöner Strand mit weißem Sand, über den allerdings täglich hunderte von
Touristen trampeln, uns eingeschlossen. Ob das für die Schildkröten so wirklich gut ist, wage ich zu bezweifeln. Wir haben auch keine gesehen.  Wäre ich Schildkröte, würde ich mich bei diesem Andrang auch verstecken.
Nach zweistündiger Badepause, die wir trotz der Massen genossen haben, tuckerten wir mit dem Boot wieder zurück aus dem Mündungsgebiet und der Reisebus brachte uns zu unserem Schiff.
Diesen Abend gab es frischen Fisch, ein Teil war gekauft, ein Teil hatte die Kapitänstochter gestern in der Dunkelheit mit ihrer Harpune erbeutet. Ilhan grillte den Fisch auf dem an der Reling angebrachtem Grill. Er war soooo lecker!
Die letzten zwei Tage unseres Aufenthaltes verbrachten wir dann tatsächlich in der Göcek-Bucht. Es waren zwei faule Tage, die alle hauptsächlich dazu nutzten zu baden, zu schnorcheln, wer noch nicht alle Bücher ausgelesen hatte, zu lesen und ähnliche Dinge.
Jeden Morgen ging die Sonne erneut auf und jeder dieser Sonnenaufgänge war ein Erlebniss. 
Kübra versorgte uns mit Leckereien aus ihrer kleinen Kombüse und wir gewöhnten uns an den gemächlichen Rhythmus.
Unser Sohn fing sogar an seltsamen Tätigkeiten nachzugehen, er machte das Deck sauber.
Dann ging es zurück zum Hafen von Fethiye, wo wir uns von unseren Schiffseignern verabschiedeten. Bis zu unserem Rückflug, der erst am frühen Abend startete, wurden wir in einem Hotel untergebracht. 
Der Transfer zum Flughafen Dalaman passte dann wieder zur ersten Woche unserer Reise. Er erfolgte in einem Bus mit kaputter Klimaanlage, dafür aber laufender Heizung, viel zu spät, so dass wir durchgeschwitzt und abgehetzt zum einchecken ankamen. Dort nahm dann auch noch eine Dame vom Sicherheitsdienst den kompletten Rucksack von Thias auseinander, so dass wir tatsächlich als letztes im Flugzeug ankamen. Kein so schönes Gefühl!
Insgesamt war diese blaue Reise schon ein besonderes Erlebnis. Jeder, der solch eine Reise unternehmen möchte, sollte sich vorher bewusst machen, dass der Erfolg maßgeblich davon abhängt mit welchen anderen Reisenden man das Schiff teilt. Das Zusammenleben auf so engem Raum kann sich schwierig gestalten, wenn man nicht eine große Portion Toleranz mitbringt. Man darf keinen Luxus erwarten, die Schiffe sind in der Regel einfach ausgestattet und es werden auch keine großartigen Buffets als Speisen angeboten, eher türkische Hausmannskost. Das Wasser zum Duschen ist kalt, was uns wegen der hohen Temperaturen nicht gestört hat. Tatsächlich würden wir diese Reise nicht für die Hauptsaison im Juli und August empfehlen, einsame Buchten sind dann kaum zu finden und das Mittelmeer wirkt unter Wasser fast tot. Im Juni oder September dürfte sich so eine Reise angenehmer gestalten.

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