Ausflug von Hamburg - das Tister Bauernmoor - allein unter wilden Tieren

Vor einigen Wochen besuchten wir Freunde im nicht weit von Hamburg entfernten Tostedt. Gemeinsame Bewegung ist ja etwas, was einem den Schwung erhalten soll und so nutzen wir den ziemlich schwülen Tag für einen Ausflug ins Tister Moor.
Im Tister Bauernmoor wurde über Generationen Torf abgebaut. Seit 2001 ist es nun ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet und außerdem EU-Vogelschutzgebiet. Im Spätherbst sollen hier mehrere tausend Kraniche rasten, bevor sie in ihre Winterquartiere weiterfliegen.
Am heutigen Tag sind allerdings keine zu sehen. Als wir beim ersten Abbiegen vom Hauptweg die Gelegenheit zum "Torfpetten" nutzen, eine Art Kneipkur im Modder, treffen wir aber auf anderes fliegendes Getier oder vielleicht besser gesagt auf Plagegeister. Hunderte von Mücken sind hocherfreut, dass sich an diesem heißen Tag endlich etwas Essbares in ihre Reichweite verirrt und lassen sich für ein Festmahl zahlreich auf unseren Körpern nieder. Fluchtartig verlassen wir den Modder und ich eile zurück zum Parkplatz, um das Autan aus dem Auto zu holen. Nachdem wir dieses reichhaltig auf unseren Körpern und der Kleidung verteilt haben, bleiben die Mücken unglücklich etwas auf Abstand, so dass wir unter den am Himmel sich auftürmenden dunklen Wolken weiterspazieren können. Das wird schon trocken bleiben, wir sind ja optimistisch.



Zu den uns verfolgenden Mückenschwärmen gesellen sich unterdessen noch einige Bremsen, die trotz des Autanparfums, das uns umgibt, versuchen an unser leckeres Blut zu kommen. Wahrscheinlich sind die irgendwie in der Lage sich ihre Nase zuzuhalten. Haben die überhaupt eine? Die Moorlandschaft breitet sich links und rechts des mit Rindenmulch belegten Weges aus. Tatsächlich schön anzusehen, obwohl schwer zu genießen, wenn innerlich die Mordlust steigt. Diese Bremsen sind wirklich penetrant!
Ansonsten hätte man auf der zwischen zwei Bäumen gespannten Holzhängematte eine nette Pause 
einlegen können. Die tiefhängenden Wolken, die Mücken und die Bremsen aber treiben uns weiter. Vorbei an Holzhütten auf Rädern, ehemalig Schutz für die Torfstecher, schwingenden Brücken und zahlreichen Hinweistafeln, die die Wege durch die Moorerlebniszone erklären. Wir wollen den Unterstand erreichen, von der man einen wunderbaren Blick über die große Wasserfläche hat. Und das möglichst vor dem Regen. Die ersten Tropfen beginnen bereits zu fallen, als wir den Aussichtsturm hinter den Bäumen erblicken. Gerade als wir endlich außer Atem unter dem schützenden Dach des Unterstandes ankommen, verwandelt sich das Getröpfel in eine Sinflut.

Wir haben Glück gehabt und bleiben einigermaßen trocken. Unterstand und Aussichtsturm bieten einen hervorragenden Blick über die ausgedehnten Wasserflächen. Vögel sehen wir allerdings keine. Wahrscheinlich haben die sich auch untergestellt. Dafür gibt es hier eine große Schautafel, die erklärt welche Vogelgattungen man hier treffen könnte. Die ebenso zahlreichen Mücken und Bremsen werden nicht gezeigt. Wobei es auch nicht wirklich
notwendig ist zu wissen wer genau einen da gerade sticht. Jucken oder brennen tut es allemal.
Unter dem Aussichtsturm kann, wer möchte, einmal nachmessen über welche Flügelspannweite er verfügt. Für den Kranich reicht es bei mir dann doch nicht.

Als die Sintflut endlich ein Ende findet und sich die Sonne wieder durch das Grau der Wolken schiebt, um dafür zu sorgen, dass die ohnehin schon gigantische Luftfeuchtigkeit noch ein wenig höher steigt, machen wir uns gemeinsam mit unseren Fans (Mücken und Bremsen) auf den Rückweg. Auf dem Weg zum Auto wird sich der ein oder andere Fan von seinem Leben verabschieden müssen, von inzwischen geübten Händen auf Körper oder Kleidung breitgeklatscht. Ich kann nicht sagen, dass ich wirklich Trauer darüber empfinde.
Bei Gewitter würde ich das Tilster Moor nicht erneut besuchen. Sonst aber jederzeit. Es ist wirklich schön dort. Wer möchte kann auch mit der Moorbahn hindurchfahren oder im angeschlossenen Café irgendeine Leckerei zu sich nehmen. Alle Informationen dazu findet ihr hier:
http://www.moorbahn.de/

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