Ludwigslust - kleines Fest im großen Park

Schon vor ein paar Jahren hatte eine Kollegin mir von diesem Event vorgeschwärmt. Das wäre sicher etwas für mich. Das kleine Fest im großen Park. Vor der malerischen Kulisse des Barockschlosses Ludwigslust. Aha?! Ludwigslust? Kleines Fest im großen Park? Das sagte mir erstmal so gar nichts. Und es passte bisher auch nie in mein Sommeraktionsprogramm. Doch dieses Jahr ist alles anders. Zwei Wochen die Dachdecker und Zimmerleute auf dem Dach, was zur Folge hat, dass wir in diesem Sommer im Norden bleiben. Keine weiten Reisen, aber dafür Ludwigslust.
























Ludwigslust liegt im westlichen Mecklenburg, also gar nicht soweit von unserem Wohnort in Hamburg entfernt. Genau gesagt 105 Kilometer. Trotzdem brauchen wir auf der B5 über zwei Stunden, hinter röhrenden LKws und immer wieder gern gesehenen landwirtschaftlichem Verkehr in Form von Treckern, Mähdreschern oder anderen riesigen Fahrzeugen, die wegen der idyllischen Strecke, die sich zwischen Wald und alten Alleen schlängelt, schwerlich zu überholen sind.

Dank des Tipps eines anderen Kollegen finden wir einen wunderbaren kostenfreien Parkplatz und bummeln bei bestem Sommerwetter Richtung Schloss. Um das ehemalige Residenzschloss der mecklenburgischen Herzöge liegt der Ort Ludwigslust im Regelfall wahrscheinlich bedeutend ruhiger da. Ohne die vielen Festivalbesucher, die bereits durch die Stadt streichen und Cafés und Restaurants bevölkern, hätte Ludwigslust sicher etwas Dornröschenschlafmäßiges. Doch im Moment ist Ausnahmezustand. Allerdings absolut entspannt, Menschen in sommerlicher Kleidung mit lächelnden Gesichtern. Schön!
























Wir essen ein Eis auf einer verfallenen Eingangstreppe, bewundern als Vorgeschmack auf all die zu erwartenden Künstler die wunderbar bemalten überall in der Stadt stehenden Verteilerkästen und bummeln dann Richtung Einlass.
Um uns herum Groß und Klein mit Bollerwagen, Kühltaschen, Klappstühlen und Rucksäcken bewaffnet. Es sieht aus, als wären allesamt auf dem Weg zu einem gigantischen Familienpicknick.
Am Eingang erwerben wir noch ein Programm für einen Euro und auf gehts Richtung Schlosswiese. Die Veranstaltung beginnt erst um 18 Uhr, man kann aber bereits ab 16.30 Uhr auf das Gelände. Und es sind dann auch schon die ersten Kleinkünstler unterwegs. Wir setzen uns auf unsere mitgebrachten
Klappstühle, besorgen etwas zu trinken und zu essen und schauen einfach. Um uns herum werden Picknickdecken ausgebreitet, Sektflaschen entkorkt und Kaffee eingegossen. Kinder tollen zwischen den Decken und Stühlen über die Wiese, fünf in schwarze
Anzüge gekleidete Herren beginnen unmittelbar neben uns einen Acapella-Gesang, ein einsamer Clown sitzt mit seiner gepellten Gurke (!) auf einem alten Lederkoffer und urplötzlich tauchen in unserem Blickfeld eine laufende Hose samt dazugehöriger Jacke auf. Wahnsinn!
Das kleine Fest im großen Park läuft unter der Schirmherrschaft der Festspiele Mecklenburg-Vorpommerns.  In diesem Jahr sind 32 Ensembles aus 15 Ländern nach Ludwigslust gekommen. Artistik, Akrobatik, Kabarett, Comedy, Clownerie, Masken, Marionetten, Puppenspiel und Pantomime aus Frankreich, Australien, Belgien, Israel, Polen, Chile, den Niederlanden, Spanien und, und, und, sollen hier auf dem Gelände zu finden sein.

Jeder Besucher stellt sich sein eigenes Programm zusammen, kann also nur eine Auswahl aus dem riesigen Angebot sehen. Man nimmt sich seinen Klappstuhl und zieht zu der Bühne, auf der das geboten wird, was mann sich aus dem Programm ausgesucht hat.
Wirklich gut Organisierte schaffen in der Zeit zwischen 18 Uhr und 22 Uhr acht Darbietungen. Wir nicht. Wahrscheinlich sind wir noch nicht organisiert genug, lassen uns zu viel treiben. Und ablenken. Was schnell passiert. Auf diesem zauberhaften Gelände, mit wunderbaren kleinen Seen und Grotten.
Wir schaffen grade mal fünf Vorführungen. Aber das macht nichts. Denn die sind wirklich großartig. Besonders beeindruckt hat uns die akrobatische Vorstellung der Gruppe 15feet6, deren Mitglieder aus Frankreich, Australien, Großbritannien und Belgien kommen.Verblüffend, wie sie mit einer Stange und wenig Zubehör so faszinieren können.
Auf dem Weg von Bühne zu Bühne trifft man immer wieder auf herumstreifende Künstlergruppen. Tisch und Stuhl oder auch mal ein Zwerg, tanzende Ballerinen oder Männer mit seltsamen Fluggeräten.





Alles in allem eine wunderbare Veranstaltung, die einen Besuch wert ist. Tatsächlich würde ich vorschlagen für beide Veranstaltungstage Karten zu besorgen und eine Nacht in Ludwigslust zu verbringen. Das ist sicher deutlich entspannter und man hat noch ein wenig Zeit für diesen schönen Ort. In diesem Jahr waren die Karten übrigens schon eine ganze Weile vorher ausverkauft. Es empfiehlt sich also, dass man sich rechtzeitig darum kümmert.
So gegen 22.15 Uhr finden sich die Besucher wieder auf der großen Schlosswiese ein. Hier verabschieden sich die Künstler von ihrem Publikum und im Anschluss gibt es ein wirklich wunderbares Feuerwerk am Nachthimmel über Ludwigslust, musikalisch untermalen und so zauberhaft wie die ganze Veranstaltung.

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