Ab ins Mittelalter - der Klausenhof

Unterhalb der Burg Hanstein liegt ein altes Wirtshaus. Der Klausenhof. Wahrscheinlich würde es dort immer noch unentdeckt von uns in einer Art mittelalterlichen Dornröschenschlaf liegen (also für uns zumindest), wenn,... ja wenn wir nicht so tolle Freunde hätten, die uns einen Aufenthalt in diesem mittelalterlichen Gasthof geschenkt hätten. Einen ganz besonderen Aufenthalt.
Der Klausenhof liegt im Eichsfeld, genauer gesagt im Ort Bornhagen, im Länderdreieck Niedersachsen, Hessen und Thüringen. Hoch oben auf dem Berg darüber thront die Ruine der Burg Hanstein. Erbaut irgendwann im Laufe des 14. Jahrhunderts war sie wahrscheinlich der Grund für die Entstehung dieses Wirtshauses. Hier lag die alte Geleitstraße, die das Werratal mit dem Leinetal verband. Eine umtriebigige Gegend damals. Das ist allerdings inzwischen vom Hauch der Geschichte verweht. Heute trifft man hier eher Wanderer, Radfahrer oder Biker als Rittersleut... obwohl... im Klausenhof kann man auch auf solche treffen.

Wir nächtigen im Goethezimmer. Derselbst soll einst auf Burg Hanstein verweilt haben, unser Zimmer wirkt tatsächlich, als hätte es der Geheimrat gerade verlassen. Viele seiner Werke sind hier zu finden, so dass, wer mag, sich nächtens in die Literatur versenken kann.
Der Schlüssel zur schweren Holztür scheint einem anderen Jahrhundert zu entstammen. Es gibt auch noch ein Fürstenzimmer oder die märchenhafte Grimmkammer im Gasthaus, auch mittelalterliche Burgkemenaten oder gar ein Kreuzfahrerlager ermöglichen eine Rast für jeden Geldbeutel. Selbst der ärmste Wanderer findet noch eine Bleibe im Strohlager der Scheune. Eine Übernachtung mit hervorragendem Eichsfelder Frühstück gibt es dort bereits für 15 Euro.
Apropos Eichsfelder Frühstück. Das wird im Jägerzimmer eingenommen und ist eines der deftigeren Sorte. Ganz besonders zu empfehlen sind die vielfältigen Wustspezialitäten aus eigener Herstellung. Zum Klausenhof gehört nämlich auch ein Wurstmuseum.Wobei natürlich nicht die Wurst museumsreif ist, sondern dort frisch hergestellt wird.













Wir haben übrigens nicht nur die Übernachtungen im Goethezimmer geschenkt bekommen, nein, auch ein Rittermahl gehört zu unserem Arrangement. So lassen wir uns gleich am ersten Abend gespannt an der Tafel nieder. Im Kopf ein wenig die Erwartung, dass mit den Händen oder doch höchstens mit dem Messer gespeist werden würde. Aber mitnichten. Diese Ritter kennen bereits das komplette Besteck und speisen von feinem Porzellan. Mittelalterliche Musik klingt wie aus Zauberhand durch den Raum. Mittelalterlich gewandete Mägde und Knechte tragen auf, dass sich die Tische biegen. Mit ernster Miene wird die Speisefolge bekannt gegeben und erst zu fortgeschrittener Stunde entspannen sich deren Gesichter. Wir verlassen den Raum nach Stunden um etliche Kilos schwerer und müssen sicher beim nächsten Kirchgang die Sünde der Völlerei beichten. Soviel ist schon mal klar.
Am nächsten Tag dürfen wir uns auch um unsere körperliche Reinlichkeit kümmern. Im Mittelalter nicht unbedingt selbstverständlich. Ein Eckchen im Rittersaal ist abgeteilt. Mit einem bunten Paravant und Streifen von blassen Linnen. Kerzen tauchen den Saal in warmes Licht, ein verzauberter Frosch sitzt am Brunnenrand und aus einer steinernen Fratze rauscht heißes Wasser in den Zuber.










An der hölzernen Türe hängt ein Schild: Badefreuden! Bitte nicht stören. Wir hoffen sehr, dass die anderen Gäste der schweren Kunst des Lesens mächtig sind und unser Bad im Adamskostüm nicht stören. Doch tatsächlich scheinen die Gäste allesamt gebildet zu sein. Niemand verirrt sich in den Rittersaal, so dass wir wohlig unsere müden Glieder im warmen Wasser ausstrecken können, während sich der Duft nach frischen Kräutern im heißen Bade entfaltet. Nur die Wirtin bringt uns einen kühlen Trunk, auf dass uns die Hitze nicht zu Kopf steigt. Ein wirklich besonderes Erlebnis.
Das Wirtshaus unter der Burg Hanstein können wir uneingeschränkt weiterempfehlen. Auch wer nicht an den
ritterlichen Tafelfreuden teilhat, bekommt in der Gaststube hervorragendes Essen, guten Wein und süffiges Bier serviert. Vier Tische finden sich dort, eine Gaststube wie aus früheren Zeiten und immer voll. Die Speisekarte bietet für jeden etwas, ohne übervoll zu sein. Und auch in der Umgebung gibt es einiges zu entdecken. Wie hier noch zu lesen sein wird. Wer Interesse hat, findet viele Informationen auf der Internetseite des Klausenhofes: http://www.klausenhof.de/
Wir werden wohl erneut dort einkehren.



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