Island - die Halbinsel Reykjanes

Und schon sind wir beim letzten Stop unserer Islandrundreise angelangt. Da unser Flug zurück nach Hamburg bereits am frühen Morgen geht, sollte es nicht so weit entfernt vom Flughafen in Keflavik sein. Schließlich haben wir ein kleines Apartment in Garður, an der Nordspitze der Halbinsel gefunden. Von hier sind es nur wenige Kilometer bis zum internationalen Flughafen.
Doch erstmal sind wir noch in der Nähe von Stykkishólmur, beladen unseren kleinen, grünen Flitzer und machen uns bei Sonnenschein auf den Weg. Ich bin dann doch eher einsilbig, da ich mit meiner entzückenden Zahnlücke den Mund nicht wirklich aufmachen möchte. Erstaunlich wie sehr man doch von solchen Äußerlichkeiten abhängt.
Auf dem Weg stehen natürlich wieder unerschütterlich etliche Islandpferde auf den riesigen Weiden, genießen wahrscheinlich wie wir Menschen auch noch einmal das schöne Wetter. Der Süden der Halbinsel Snæfellsnes präsentiert sich deutlich flacher als der Norden, mit Flächen üppigen Grüns.
Wir machen eine Pause an einem vergleichsweise kleinem Wasserfall, an dem ein kleines Schildchen mit der Aufschrift  Brúarfoss steht. Ich bin mir nicht sicher, aber es scheint noch einen bekannteren Wasserfall dieses Namens zu geben, jedenfalls stimmen die meisten im Internet zu findenden Fotos nicht mit unseren überein. Was an seiner Schönheit aber nichts ändert. 
Bevor wir unsere Ferienwohnung beziehen , machen wir noch einen Abstecher ins Geothermalgebiet bei Krýsuvík. Das liegt bereits auf der Halbinsel Reykjanes, im Süden an der Straßenkreuzung 42 und 427 zwischen den Städten Grindavik und Hafnarfjörður. Wer nur für kurze Zeit auf Island ist oder lediglich die Region um Reykjavik besucht, hat hier die Gelegenheit einen Einblick in die brodelnden Schlammlöcher, die dampfende Erde und den schwefeligen Geruch zu bekommen.
Es gibt einen kleinen Parkplatz und während unseres Besuches sind nur wenige andere Reisende dort. Die Halbinsel Reykjanes scheint hauptsächlich aus kahlen, schroffen, dunklen Lavafeldern zu bestehen, die auf mich bei der ersten Begegnung irgendwie abweisend wirken.
Unsere Ferienwohnung liegt aber in einem landschaftlich freundlicherem Teil, hier finden sich grüne Wiesen, das Wasser und der Himmel sind strahlend blau und in der Ferne können wir sogar den Snæfellsjökull erkennen, diesmal überhaupt nicht wolkenverhangen. In Garður gibt es einen Leuchtturm, nein, eigentlich zwei Leuchttürme. Der neue weiße Leuchtturm ist der höchste des Landes, der kleinere, der direkt im Wasser liegt, beherbergt ein nettes Café. Sagt zumindest unser Vermieter, also machen wir gleich einen Spaziergang dorthin.
Und schon sitzen wir auf Holzbänken vorm Leuchtturm, essen einen isländischen Kuchen, trinken heißen Kaffee und hörem dem netten Cafébetreiber zu, der uns so allerhand aus seinem Leben erzählt. Ein sehr netter Herr und ein sehr schönes Plätzchen. Den Leuchtturm kann man besteigen, wer zuvor etwas im Café gegessen hat, braucht dafür auch nicht zu bezahlen. Die Stiege hinauf ist steil, auf die Plattform geht es durch eine Luke, aber die Sicht ist fantastisch. 
Auf jeder Ebene steht übrigens ein Tischchen mit Stühlen, an dem man Kaffee , Kuchen oder was auch immer zu sich nehmen kann, auch ganz oben auf der Plattform hinter dem Glas, wo ehemals das Leuchtfeuer brannte.
Den Abend verbringen wir in unserer Ferienwohnung, kochen etwas und versuchen schon mal das Chaos in unserem Gepäck wieder etwas zu dezimieren. Einen Tag haben wir ja noch, bevor wir fliegen, aber man kann ja schon mal anfangen. Schließlich geht die Sonne unter, also noch schnell einmal nach draußen, um das Spektakel zu fotografieren.
Gleichzeitig mit dem Sonnenuntergang kommt eine asiatische Familie an, die nach einem Blick auf das Display unseres Fotoapparates beschließt, dass sie unbedingt genau das gleiche Foto machen müssen. Von genau der selben Stelle versteht sich. Also wird man unsanft zur Seite gedrängelt und los geht die Knipserei. Berührungsängste? Haben wir bisher bei den asiatischen Reisenden eher nicht feststellen können. Diese Familie begleitet uns auch durch die Nacht, da sie das Häuschen direkt neben uns haben und leider mit dem Schließmechanismus der Türen nicht klar kommen. Sie möchten aber gerne abschließen, so dass sie gefühlte tausend Mal die Tür öffnen, um sie dann mit Schwung wieder zu schließen und daraufhin feststellen, dass es immer noch nicht funktioniert. Was auch lautstark kommuniziert werden muss. Nunja, irgendwas ist ja immer...
Den nächsten Tag - unseren letzten auf Island - nutzen wir, um die Halbinsel noch ein wenig mehr zu erkunden. Wir entdecken unweit der Staße 425 eine Fußgängerbrücke, die Brücke zwischen den Kontinenten, die man überqueren kann, so dass man flugs von der eurasischen auf die amerikanische Kontinentalplatte wechselt. Eine Kleinigkeit!

Eine Schotterpiste führt uns dann an einem Leuchtturm vorbei zur Quelle Gunnuhver, mit 20 Metern Durchmesser der größten Schlammquelle des Landes. Benannt wurde sie nach dem Gespenst Gudrun Önundardsdottir, kurz Gunna. Wegen ihrer Schulden beschlagnahmte man ihren einzigen Besitz, einen Kupferkessel. Die arme Gunna wurde darüber wahnsinnig, starb und spukte darauf böse in der Gegend umher. Sie war wohl ziemlich sauer. Bis ein zauberkundiger Pfarrer sie mittels eines Wollknäuels und einer List in den brodelnden Schlammtopf lockte, in den sie dann stürtzte. Hier soll sie auch heute noch manchmal laut lachend auf dem Kraterrand balancieren.
Uns ist sie nicht erschienen. Ob das gut oder schlecht ist weiß ich nicht, doch tatsächlich muss so ein wundersamer Ort solche Geschichten hervorbringen. Diese brodelnde, dampfende Quelle hat mich sehr beeindruckt.
Wir statten der Klippe Valahnúkur einen Besuch ab, an der sich ein Denkmal für die Riesenalken befindet. Riesenalken? Die gibt es nicht mehr. Das waren flügellose Vögel, man nannte sie auch Pinguine des Nordens, doch seit mehr als 160 Jahren ist diese Gattung ausgestorben.
Natürlich schauen wir auch bei der blauen Lagune vorbei, die inmitten der flechtenbewachsenen Lavafelder liegt. Wegen der  imens hohen Eintrittspreise verzichten wir aber auf einen Besuch und schlendern lediglich durch den Außenbereich.
Und nun muss ich mich ein wenig wehmütig von dieser Insel aus Feuer und Eis verabschieden. Das war der letzte Teil unserer Reise, am nächsten Morgen sind wir im Regen vom Flughafen Keflavik nach Hause geflogen. In nächster Zeit wird es noch ein oder zwei Fotostrecken geben und eine Zusammenstellung unserer Unterkünfte.
Tschüss Island. Du hast uns verzaubert.



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