Lissabon - der Friedhof der Vergnügungen, das Mosteiro dos Jerónimos, alte Verkehrsmittel und Aussichtspunkte


Was bei meinen letzten Städteurlauben nur selten gefehlt hat, ist ein Friedhofsbesuch. Den haben wir natürlich auch in Lissabon gemacht.
Der Cemitério dos Prazeres hat nicht nur die eindeutig schönste Aussicht, die ich bisher von einem Friedhof hatte - auf den Tejo und die Brücke des 25. April - nein, er hat auch den seltsamsten Namen, nämlich "Friedhof der Vergnügungen".  Keine Ahnung, was die hier früher so getrieben haben. Angeblich sollen hier wirklich Feste stattgefunden haben, das ist ja schließlich auch eine Art der Toten zu gedenken. Vielleicht aber nicht jedermanns Sache, es wurde dann auch verboten. Heute feiert hier niemand mehr.
Er ist der älteste Friedhof Lissabons und wurde während der Cholera-Epedemie im Jahr 1833 angelegt. Unter hohen Bäumen reihen sich hier Familiengruft an Familiengruft, manche erinnern tatsächlich eher an Miniaturvillen. An den Totenhäusern scheint früher nicht gespart worden zu sein. Einige sind auch heute noch ganz gut in Schuss, manche gewähren durch staubige oder kaputte Fenster einen Blick ins Innere. Zerschlissene Särge, staubbedeckte Blumenbouquets oder auch der ein oder andere Schädel oder Knochen führen uns die eigene Vergänglichkeit vor Augen. Still ist es hier, wir hören nur die Vögel zwitschern, während wir ziellos zwischen den Grüften herumschlendern.
Am Eingang des Friedhofes befindet sich übrigens die Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 28, Campo Ourique (Prazeres). Wer sicher sein möchte, dass er in dieser touristisch stark frequentierten Tram einen Sitzplatz bekommt, der sollte hier einsteigen. Haben wir auch gemacht, nachdem wir einen Parkplatz für unser kleines Mietauto gefunden haben.
Von hier aus gehts durch schmale Straßen und enge Kurven hinauf und hinab bis zum
Praça Martim Moniz. Hier muss man die Tram verlassen, damit die Menschen, die in die 28 einsteigen wollen, auch eine Möglichkeit dazu haben. Bei unserer Rückfahrt müssen wir feststellen, dass Wartezeiten von einer Stunde nicht unbedingt eine Seltenheit sind und manchmal drei Straßenbahnen hintereinander kommen und manchmal eine halbe Stunde gar keine. Wenn man dann glücklich hineingelangt ist, kann man innerhalb kürzester Zeit nachempfinden, wie sich eine Sardine in der Dose fühlen muss. Nur dass diese schon tot ist. Wir nicht. Noch nicht. Einige Haltestellen und unerwünschte Körperkontakte später - übrigens kurz nachdem die polícia auf der Suche nach Taschendieben eingestiegen ist - verlassen wir die überfüllte Tram und nehmen uns ein Taxi zurück zum Friedhof. Hurra, nicht nur ein Sitzplatz, sondern ausreichend Luft um uns herum. 
Zwischen diesen beiden Fahrten haben wir noch:
 ...zwei Aussichtspunkte besucht, nämlich den Miradouro de Santa Luzia mit seinen Weinreben und dem Blick über die Dächer der Alfama...
... und den Miradouro Sao Pedro de Alcántara, der nicht nur einen kleinen Park mit Kunsthandwerk und Musik bietet, sondern auch einen genialen Ausblick über die Stadt bis zum Castelo de Sao Jorge. Um dorthin zu kommen, nutzen wir noch so ein betagtes Verkehrsmittel, die Standseilbahn Elevador da Glória, die seit 1885 von hier oben in die Unterstadt zum Praca dos Restauradores fährt...

 
 ... übrigens vorbei an ganz modernen Graffitis...
Ja... und sonst haben wir natürlich im Stadtteil Belém das Weltkulturerbe Mosteiro dos Jerónimos besucht, eine Klosteranlage aus dem 16. Jahrhundert. Hier findet man die Sarkophage von Vasco da Gama und einigen portugiesischen Königen. Die Anlage an sich ist sicher sehenswert, allerdings nur halb so spektakulär wie ich sie mir vorgestellt hatte. Wirklich schön ist der reich verzierte Kreuzgang und natürlich die Kirche, wobei für das Gotteshaus kein Eintritt erhoben wird, für die Besichtigung des Klosters müsst ihr allerdings 10 Euro bezahlen. Da außer dem Kreuzgang wenig zu besichtigen ist, finde ich den Eintrittspreis im Nachhinein etwas überhöht.
Von außen in der Stunde nach Sonnenuntergang hat das riesige Gebäude allerdings seinen ganz eigenen Charme. 
Da ein Kombiticket günstger ist und wir bei unserem ersten Besuch den Torre de Belém nur von außen angesehen haben, starten wir einen Versuch auch das Innere zu besichtigen. Und scheitern daran. Ja, wir können mit unserem Ticket an der langen Warteschlange vorbeiwandern und können uns das Untergeschoss und den Mittelhof ansehen. In den Turm wird aber immer nur eine bestimmte Anzahl Besucher eingelassen und erst, wenn diese ALLE den Turm wieder verlassen haben, wird das nächste Kontingent nach oben gebeten. Bis tatsächlich alle wieder unten sind, dauert es deutlich über eine halbe Stunde und auch die nächste Gruppe wäre noch nicht unsere gewesen. 
So verzichten wir auf die Besichtigung und können nichts darüber sagen, was den Besucher hinter den reich verzierten Mauern erwarten würde. Empfehlen kann ich aber auf jeden Fall am Tejoufer mit Blick auf den Turm einen "vine with a view" zu trinken, dem Treiben auf dem Wasser zuzusehen und die Sonnenstrahlen zu genießen.
Hiermit verabschiede ich mich von Portugals Hauptstadt und hoffe, dass die Berichte euch einen kleinen Einblick gegeben haben. Nun fehlt lediglich noch ein Post über unseren Ausflug ins sturmzerzauste Ericeira. Den bekommt ihr aber auch noch zu lesen. Ein wenig später.
 

Lost with Eurowings und Dresden mit Bläsern

Letztes Wochenende war mal wieder Drei-Generationen-Wochenende. Diemal soll es nach Dresden gehen, zu viert, nämlich mit Oma, Tochter und Schwägerin. Damit es für alle entspannt wird, haben wir beschlossen zu fliegen. Hamburg-Dresden, eine Stunde Flugzeit. Um 15.40 Uhr soll es losgehen. Eingecheckt habe ich uns bereits, also alles total relaxed. Oma und Schwägerin will ich um 13 Uhr mit dem Auto abholen, um 14 Uhr will die Tochter am Flughafen dazukommen. Soweit der Plan. Den haben wir allerdings ohne Eurowings gemacht. Kurz nach zwölf - ich sitze bereits im Auto - plingt mein Handy. Eine Mail. Unser Flug ist gecancelt. Na super!
Nun mal keine Panik, denke ich. Wieder zurück, raus aus dem Auto, Service-Center anrufen und umbuchen. Direktflüge gibt es natürlich nicht mehr, aber eine Verbindung über Düsseldorf. Um 16.05 Uhr soll es aus Hamburg losgehen, zwei Stunden Aufenthalt und dann weiter nach Dresden. Nicht optimal, aber zumindest eine Lösung. Also alle abholen und ab zum Flughafen. Einchecken, durch die Sicherheitskontrolle, Zeitschriften kaufen und weiter zum Gate. Noch über eine Stunde Zeit, bis unser Flieger geht. Wir lesen, unterhalten uns und schießen blöde Selfies.

Eine Viertelstunde vorm Boarding entdecke ich, dass an unserem Gate plötzlich Amsterdam steht. Was war denn nun passiert? Ein Blick auf die Anzeigetafel offenbart uns, der Flug nach Düsseldorf ist gecancelt. Das glaube ich jetzt nicht! Der Infotresen weiß auch nichts und schickt uns zur Klärung wieder hinaus an den Eurowingsschalter. An dem natürlich eine Riesenschlange steht. Zwei klägliche Damen hinter dem Schalter versuchen der Flut wütender und frustrierter Passagiere Herr zu werden. Während wir anstehen, nutzen wir die Zeit um das Servicecenter zu erreichen, in der Hoffnung, dass das schneller geht. Leider kann man mit denen zwar telefonieren, aber sie sind nicht in der Lage uns umzubuchen, da das System grade abgestürzt ist. Nein, Bahnfahrkarten könne man auch nicht buchen, da hätten sie keinen Zugriff drauf. Wir könnten diese aber gerne auslegen und die Rechnung dann bei Eurowings einreichen. Na, herzlichen Dank! So stehen wir fast eine Stunde in der Schlange und als wir endlich vorne am Tresen sind, ist unsere Wut so gut wie verraucht. Die beiden Damen der Lufthansa, die dieses Chaos bewältigen müssen, geben ihr Bestes und finden schließlich noch eine Verbindung für uns. Über Frankfurt soll es nun gehen, mit der Lufthansa, in Dresden sind wir dann um 23.15 Uhr. Soviel zu entspannt reisen. Da das Prozedere etwas länger dauert, die Ersatzflugscheine wie vor 30 Jahren mit der Hand ausgefüllt werden müssen, erfahren wir im Gespräch, dass auch dieser Service-Schalter im nächsten Jahr Geschichte sein wird. Dann steht hier ein Telefon und der Passagier kann schauen, ob er damit klar kommt. Personal muss entweder nach Frankfurt oder München ausweichen oder sich andere Arbeitsplätze suchen. Servicewüste Deutschland. Ob ich noch einmal Eurowings oder Lufthansa buche, muss ich überdenken.
Nebenbei telefoniere ich mit unserem Hotel in Dresden, dessen Rezeption eigentlich nur bis 23 Uhr besetzt ist. Wie kommen wir an unsere Schlüssel? Die Dame findet eine unkomplizierte Lösung und hinterlegt den Schlüssel in einem Nachbarhotel. Ja, und nun geht es erneut durch die Sicherheitsschleuse, alles noch einmal durchleuchten und scannen, Gate finden und hoffen, dass nun dieser Flieger fliegt.
Er tut es, um 19 Uhr sind wir immerhin schon einmal in Frankfurt. Mit ordentlich Hunger, eigentlich wollten wir schon lange irgendwo in Dresden in einem netten Lokal sitzen.Tatsächlich finden wir ein solches auch auf dem Frankfurter Flughafen. Hausmann´s heißt es und irgendwie ist Tim Mälzer dort involviert. Das Essen ist lecker, der Service super, der Wein süffig und nachdem der Magen voll ist, sind wir alle deutlich entspannter. Auch unser Anschlussflug verlässt den Flughafen pünktlich, so dass wir tatsächlich nach über zehn Stunden Reisezeit endlich in Dresden landen. Danke Eurowings!
Der Rest klappt reibungslos. Irgendwann nachdem die Glocke der Frauenkirche ein Uhr geläutet hat und wir verwundert den Klängen der Weihnachtsmusik, die von  unten aus den Gassen ertönt, gelauscht haben, schlafen wir dann tatsächlich in unseren Dresdner Betten in dem Dresdner Apartment ein. Wir haben es geschafft, wir sind angekommen!
Am nächsten Morgen wecken uns die Glocken der Frauenkirche schon früh. Der Ausblick aus dem Fenster unseres Apartments macht das aber auf jeden Fall wieder wett. Lecker Frühstück gibt es für uns dann direkt unter unserem Apartment im Dresden 1900. Hier bedient und kassiert die Schaffnerin, ein Straßenbahnwaggon ziert das Restaurant und an den Wänden gibt es eine Menge zu lesen. Und viele Menschen mit einem Posaunenclub-shirt sitzen gemeinsam mit uns beim Frühstücken. Seltsam.
Drei Tage Dresden, was machen wir Frauen da? Nach dem Frühstück erstmal Schuhe shoppen, bevor es um zwölf ins Historische grüne Gewölbe geht. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Gruppen von Bläsern. Was machen die hier alle? Also außer überall zu tuten und zu blasen? Aufschluss gibt schließlich ein Plakat und ein paar Menschen in orangen T-shirts mit riesigen blauen Luftballons in den Händen. Das ganze Wochenende ist deutscher evangelischer Posaunentag in Dresden. Ich wusste gar nicht, dass es in Deutschland so viele Bläser gibt.
Das grüne Gewölbe hat sich seit meinem letzten Besuch nicht verändert, immer noch wird man wie in einem Hochsicherheitstrakt durch Schleusen in Zweiergruppen hineingebracht, nachdem man sein sämtliches Gepäck einschließlich Handy abgegeben hat. Fotos sind strengstens verboten. Hier findet man alles was August der Starke mal gesammelt hat. Ihr kennt August den Starken nicht? Dem begegnet man in Dresden auf Schritt und Tritt. Man könnte meinen hier hätte es nie einen anderen Herrscher gegeben. Kurfürst und Herzog von Sachsen, König und Herrscher von Polen und Littauen, hat er ordentlich bauen lassen und alles gesammelt was in seinen Augen gut und teuer war. Hier finden sich kostbare Gefäße aus farbigen Edelsteinen, aus Bergkristall, Seeschnecken und Straußeneiern und noch eine Menge mehr, was der Mensch nicht braucht.
Das in einen grün-gelben Gartenschlauch eingewickelte Fahrad im glasüberdachten Hof des Residenzschloss sagt mir da doch irgendwie mehr zu, obwohl ich nicht weiß was es mir eigentlich sagen will. Wir verlassen August den Starken und lassen uns ein wenig durch die Dresdner Altstadt treiben. Die nicht wirklich alt ist. Vieles von dem, was hier nach 1945 in Trümmern lag, ist erst in den letzten Jahrzehnten wieder aufgebaut worden und ist somit eigentlich neu. Sieht aber nicht so aus.
Die Frauenkirche zum Beispiel. Nur die einzelnen geschwärzten Steine sind noch vom Original erhalten. Oder die vielen Häuser, die diesen Platz einkreisen. Sie alle sind erst nach der Wende dazugekommen
Der mit seinen 102 Metern Länge als größtes Porzelanbild der Welt geltende Fürstenzug allerdings ist noch im Original vorhanden. Der Feuersturm nach dem Großangriff auf Dresden im Jahr 1945 konnte ihm nichts anhaben. Porzelan brennt einfach nicht.
Auf den Brühlschen Terrassen treffen wir die Bläser wieder, die hier gemeinsam proben. Es sind sicher Hunderte, die dort ins Horn blasen. Der Stallhof, der ehemals auch für Reitturniere genutzt wurde, beherbergt an diesem Wochenende einen wunderbaren Töpfermarkt, auf dem wir uns eine Weile verlieren. So viele tolle Angebote, so viele kreative Schöpfungen... Ohne Kauf wird das wohl heute nichts.
Bevor es am Abend in die Semperoper geht, müssen wir uns natürlich noch ein wenig anhübschen. Und auch etwas essen. Die Restaurants in der Altstadt sind voll, Massen schieben sich durch die Gassen und Instrumente verstopfen die Durchgänge. Wir haben Glück und finden noch einen Tisch in einem Restaurant in der Münzgasse, draußen versteht sich. Die Luft ist lau, ein wunderbarer Sommerabend.
Die Karten für La Traviata haben wir bereits vor vielen Monaten gekauft. Und sind nun ganz gespannt auf das altehrwürdige Opernhaus und die Aufführung. Wobei altehrwürdig wieder einmal irreführend ist, denn auch die Semperoper ist 1945 zu großen Teilen ausgebrannt gewesen und wurde dann bereits zu DDR-Zeiten neu aufgebaut, Eröffnung war schließlich im Jahre 1985.
Trotz alledem wirkt sie von innen und von außen genau so, nämlich altehrwürdig, wie man sich ein barockes Opernhaus so vorstellt. Wir sitzen im zweiten Rang in der ersten Reihe und freuen uns an der fast kitschig wirkenden Innenausstattung.
Die Aufführung und das Bühnenbild sind dafür erfrischend modern, La Traviata im heutigen Millieu mit Koks und Drogenszene, ohne barocke Kostüme und mit lediglich einem roten Sessel als Requisit auf der ansonsten schlicht schwarz gehaltenen Bühne. Für manchen Besucher sicher gewöhnungsbedürftig. Stimmlich aber eine wirklich gute Aufführung.
Als wir die Oper wieder verlassen, geht die Abenddämmerung gerade ins dunkle Blau über, das die Nacht ankündigt. Die Luft ist immer noch mild und vom Theaterplatz aus sehen wir, dass die Augustusbrücke voller Menschen ist. Was mag dort passieren? Ja, was wohl? Es wird posaunt. Während sich Dresdens Lichter in der Elbe spiegeln. Gänsehautfeeling. Auch dann, wenn man nicht so auf Bläser steht.
Beschwingt machen wir uns irgendwann auf den Rückweg. Das anschließende Feuerwerk können wir von unserer Dachterrasse leider nur noch hören. Dafür treffen sich im Laufe der Nacht unter einer Laterne an der Frauenkirche noch ein paar übriggebliebene Bläser, die dort ein spontanes gemeinsames Konzert geben. Die Musik findet ihren Weg nach oben, schleicht sich auch durch geschlossene Fenster in unsere müden Ohren. Setzt sich dort fest und begleitet uns durch das restlicheWochenende. Ob wir nun wollen oder nicht, irgendeiner von uns stimmt während der nächsten Tage immer wieder eines dieser Kirchenlieder an. Und ich kann nicht mal sagen, dass das schlecht ist.
Der nächste Tag beginnt wieder mit einem leckeren Frühstück, diesmal in einem Schweizer Restaurant mit rotkariertem Alpenambiente. So gestärkt bummeln wir zum Dresdner Zwinger, der übrigens - wen wunderts - auch unter August dem Starken errichtet wurde. Und auch im zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt wurde. Und zu guter Letzt hinterließ das Elbehochwasser im Jahr 2002 erneut eine Menge baulicher Schäden.
Heute aber liegt er im Licht der Sommersonne vor uns, als wäre das alles nie geschehen, nur ein paar Gerüste erinnern daran, dass wohl immer noch nicht alle Schäden wieder behoben sind. Das Nymphenbad scheint heute irgendwie weniger spektakulär, was daran liegen mag, dass kein Wasser von oben ins Becken rauscht. Auch hier wird renoviert und der Brunnen liegt trocken. Schade.
Es ist ein wenig schwül geworden, als wir zurück Richtung Elbanleger der sächsischen Dampfschiffahrtslinie schlendern. Wir haben Tickets für eine Schlösserfahrt Richtung Pillnitz. Einmal natürlich um Omas Knie zu schonen, das im Moment nicht so belastbar ist, aber vor allem, um die historischen Schlösser an den Elbufern zu bewundern.Wir sind rechtzeitig da und ergattern so noch einen der guten Plätze auf dem Oberdeck im Schatten des Sonnenschutzes an der Backbordseite des Raddampfers Dresden. Der ist übrigens Baujahr 1926 und pflügt immer noch zuverlässig durch die Elbwasser.
Eine beschauliche Fahrt vorbei an alten Parlamentsgebäuden, Weinbergen, Badestellen, Elbinseln, dem blauen Wunder - die Loschwitzer Elbbrücke, eine Stahlkonstruktion, die keine Strompfeiler in der Elbe mehr benötigte - und natürlich den Elbschlössern, die hoch oben über dem Fluss majestätisch in den Himmel ragen.
Hinter uns türmen sich derweil Wolkenberge auf, über Dresden scheint ein Gewitter aufzuziehen, vor uns strahlt weiterhin die Sonne und als wir endlich in Pillnitz ankommen ist es drückend heiß.
Schloss Pillnitz ist übrigens verbunden mit einem weiteren Namen auf den man in und um Dresden ständig trifft. Den der Gräfin von Cosel nämlich. Die war über Jahre die Mätresse von... natürlich August dem Starken. Allerdings war sie wohl nicht weniger stark als er und rang ihm das schriftliche Versprechen ab, dass sie nach dem Tode seiner Frau sein Eheweib werden würde. Nachdem August aber auch Polens König geworden war und sich die umtriebige Gräfin von Cosel zunehmend in die Politik einmischte, verbannte August sie erst auf Schloss Pillnitz und später auf die Burg Stolpen, wo sie noch 49 Jahre bis zu ihrem Tod lebte. Starke Frauen liebt unsere Gesellschaft wohl nicht immer so unbedingt.
Schloss Pillnitz liegt jedenfalls wunderschön an der Elbe und hat eine Gartenanlage, die es durchaus mit vielen anderen barocken Gartenanlagen aufnehmen kann. Hier finden sich außer der ältesten japanischen Kamelie auf europäischem Boden auch viele Jahrhunderte alte Bäume mit durchaus sehenswertem Umfang. Die Dächer und Gesimse der Gebäude vermitteln einen chinesischen Eindruck. Die Verwendung solcher ostasiatischer und orientalischer Elemente erfreute sich in der Barockzeit einer hohen Beliebtheit und August ging wohl gerne mit der Zeit.
Wir verbringen hier  knapp zwei Stunden in den Gärten, bevor wir mit dem Raddampfer wieder zurück Richtung Dresden schippern. 
Schaffen es grad noch zurück in unser Apartment, bevor das angekündigte Gewitter sich am Dresdner Himmel austobt. Es blitzt und donnert und Wassermassen stürzen auf die Stadt hinab. Der Platz rund um die Frauenkirche ist das erste Mal wie leergefegt. So kommen am Abend dann auch endlich unsere mitgebrachten Regenschirme zum Einsatz, als wir die wenigen Meter zum italienischen Restaurant über den Platz zurücklegen.
Der nächste Tag ist bereits unser Abflugtag. Mal sehen, ob das besser klappt. Doch wir fliegen erst am späten Nachmittag - wenn wir denn fliegen - und so bleibt noch Zeit für ein paar Aktivitäten. In und auf der Frauenkirche waren wir noch nicht, da uns dort immer die Bläser in die Quere gekommen waren, die entweder oben auf der Kuppel oder im Kircheninneren musizieren wollten. Jetzt, am Montagmogen, waren diese aber größtenteils aus der Stadt verschwunden. Also nichts wie hinauf!
Oma macht derweil eine Pause im Café, da der Ticketverkäufer ihr vom Aufstieg abrät. Das sei schon ganz schön anstrengend. Acht Euro kostet der Gang auf die Kuppel, erst mit dem Fahrstuhl und dann über Treppen und Gänge mit Steigungen, die in der Kuppel hinaufführen. Oben angekommen bietet sich ein wunderbarer Blick über Dresdens Altstadt und die träge dahinfließende Elbe.
Wir nutzen den Rest des Tages außerdem für eine touristische Kutschfahrt, die tatsächlich besser ist als erwartet und uns mit einer Menge neuen Informationen entlässt. Unter anderem wissen wir nun, dass unter den Brühlschen Terrassen noch eine alte Festungsanlage versteckt ist, die sich besichtigen lässt. Auch das passt noch ins Tagesprogramm, also steigen wir hinab in die Dresdner Katakomben.
Ohne unseren Kutscher hätten wir den Eingang wohl kaum gefunden, so versteckt liegt dieser  im Bereich der Junfernbastei zwischen der Kunstakademie und dem Albertinum. Dabei handelt es sich um eine recht unscheinbare Tür links von der Freitreppe, die auf die Terrasse hinaufführt. Kühl ist es hier unten in den alten Gewölben durch die wir mit einem Audioguide bewaffnet wandeln. Und eine interessante Abwechslung zu all dem Barock oberhalb der Erde.
Unser Dresdenbesuch klingt mit einem Essen im Pulverturm, einem wunderschönen Gewölberestaurant mit wirklich leckerem Essen, aus. Schließlich holt uns der selbe Taxifahrer ab, der uns bereits Freitagnacht zu unserem Hotel gebracht hat. Ob die in Dresden nur einen haben?
Erstaunlicherweise startet dann auch unser kleiner Flieger - übrigens nicht einmal zur Hälfte ausgebucht - pünktlich Richtung Hamburg. Tschüß Dresden!