Zwischen Berlin und Hamburg - tausend Seen

Normalerweise braucht man von Berlin nach Hamburg so zweieinhalb Stunden mit dem Auto. Wenn die Autobahn einigermaßen leer ist. Das ist sie heute schon mal nicht. Lastwagen reihen sich  auf der rechten Spur wie Perlen einer Kette. Leider nicht nur auf der rechten Spur, sondern gerne auch mal links, um vermeintliche Kontrahenten mit zwei Stundenkilometern schneller zu überholen. Toll!
Aber wer zwingt einen eigentlich Teil dieser Blechlawine zu sein? Muss man hier fahren? Quatsch! Nächste Abfahrt Neuruppin. Hallo Landstraße!
Die Sonne lugt ab und zu hinter den Wolken hervor, während die einsame Landstraße Richtung Rheinsberg führt. Tatsächlich scheinen die Wasserstraßen hier deutlich stärker frequentiert zu sein als die Straßen. Noch dazu von ganz harten Typen. Anfang April mit nacktem Oberkörper seinen Hund durch die Gegend zu paddeln... Hut ab!
Rheinsberg hat ein Schloss und das liegt - wie sollte es anders sein - auch an einem See. Allerdings ist heute Montag und das Schloss nicht geöffnet. Macht aber nichts, es ist auch von außen ein durchaus sehenswerter Anblick. Der Wind hat aufgefrischt, das Wasser des Grienericksees zeigt richtige Wellen, erste Enten retten sich ans sichere Ufer.
Auch der Rest des Ortes ist durchaus sehenswert. Kunst am kleinen Hafen, Dampferfahrten, schaukelnde Fischerboote, wirklich ausgesprochen pittoresk. Nur der Fischer verkauft heute keinen frisch geräucherten Fisch, er hat geschlossen am Montag, genau wie das Schloss.
Weiter führt die Straße hinein in die Strelitzer Seenplatte, links und rechts säumen Eichen die Allee, wechseln mit Waldstücken, durch die immer wieder Wasser blitzt. Welch eine idyllisches Gegend!
Am Plätlinsee hat der Fischer auf und verkauft seinen Fisch. Ganz leckere Fischbrötchen, frisch zubereitet. Man könnte sie draußen essen, es gibt genug Sitzmöglichkeiten mit Blick über den See auf dem die schwedischrot gestrichenen Hausboote dümpeln. Allerdings zerrt der Wind ordentlich an den Klamotten. Doch ein schneller Kaffee geht, beim zuschauen, wie sich ein Pärchen konzentriert, fast schon akrobatisch in ein Zweierkajak zwängt, um dann elegant durch die Wellen davonzugleiten.
Kurze Zeit später sind plötzlich Kraniche zu sehen. Auf einem Feld direkt an der Straße. Zwar tanzen sie nicht, schaffen es aber trotzdem einen vornehmen Eindruck zu machen. Was für anmutige Geschöpfe!
Nächstes Schloss auf der Strecke: Schloss Mirow. Hier scheint grad mal die Sonne, es gibt weißlackierte Parkbänke und das auch noch in einer windstillen Ecke. Zeit die leckeren Fischbrötchen zu essen. Hinter den Bänken schimmert der See durch das erste Grün der Bäume, dunkle Wolken türmen sich im Norden auf. Krähen stürzen sich aus den Wipfeln todesmutig in den Wind, segeln ohne Flügelschlag durch die Lüfte, von überall hört man ihre schrillen Schreie. Hunderte ihrer Nester zieren die Baumwipfel. Scheint ein guter Ort für Krähen zu sein. Beim Odin!
Weiter gehts Richtung Westen. Am Müritznationalpark vorbei. Wälder, Seen und Moore links und rechts der Straße. Tatsächlich entwickelt sich auf dieser Überlandfahrt die Idee für einen weiteren Urlaub. Scheint sich zu lohnen dieser Gegend ein wenig mehr Zeit zu widmen.
Letzter Stop: Plau am See. Das Auto auf einem Parkplatz abstellen und einfach mal losspazieren.
Erstmal Richtung See. Vorbei an Bootshäusern und Baustellen. Im Sommer bieten die fast fertigen Häuser sicher reichlich Platz für noch mehr Touristen. Im Moment ist es noch ruhig hier, nur vereinzelt spazieren andere Menschen an der Promenade. Ist ja noch Vorsaison. Wenn überhaupt, schließlich gibt es auch noch kein Softeis auf dem Weg zum See. Schade!
Am Ende des kleinen Bootshafen erhebt sich ein Aussichtsturm. Allerdings erhebt er sich nicht so hoch. Man braucht keine trainierten Beine, um ihn zu erklimmen. Trotzdem hat man eine schöne Aussicht von oben. Auf den See. Auf den Hafen. Auf Plau.
Noch ein Bummel durch den Ort, ein Blick auf die Plauer Hubbrücke, die sich freundlicherweise grade hebt, um einen Segler durchzulassen, dabei das erste Eis des Jahres schlecken, dann noch schnell den einsamen Turm der einstigen Plauer Burg bestaunen und ab gehts wieder ins Auto. Langsam wird es Zeit in Hamburg anzukommen. Tschüß, du Land der tausend Seen. Wir sehen uns sicher wieder.





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