Knysna und der Prince Alfred Pass

Wir verlassen den Tsitsikamma Nationalpark gegen Mittag und machen uns auf den Weg Richtung Knysna. Dort befindet sich unsere nächste Unterkunft, das Paradise Found Guesthouse 
Auf dem Weg dorthin liegt die Bloukrans Bridge und wir entscheiden uns spontan dort abzufahren und einen Blick auf die Bungeejumper zu werfen. Auf 216 Metern Höhe überquert man hier den Bloukran River und bereits 1997 eröffnete unterhalb der Fahrbahn eine Bungee-jumping Anlage. Sie gilt bis heute als die höchste kommerziel betriebene Bungee-jumping-Brücke der Welt.
Wir stellen unser Auto auf dem Parkplatz ab und machen uns am Besucherzentrum vorbei auf den Weg zur Aussichtsterrasse. Hier gibt es über Toiletten, Restaurants, Geschäften und Souvenirständen eigentlich alles was man als Reisender so braucht. Oder auch nicht braucht.  Das ganze eignet sich auf jeden Fall auch für Leute, die hier nicht todesmutig in die Tiefe springen wollen, als Pausenstop, man hat gleich noch reichlich Unterhaltung dazu.
So ein Sprung kostet aktuell (August 2017) 950 Rand, das sind umgerechnet zirka 60 Euro. Mir konnte man auch das Hundertfache dafür geben, ich würde nicht dort hinabspringen wollen, das ist für mich absolut unvorstellbar. Doch tatsächlich springen, während wir auf der Aussichtsterrasse unseren Kaffee trinken, diverse Menschen dort hinunter. In der Hauptsaison empfiehlt es sich wohl das ganze vorzubuchen faceadrenalin , es sollen sich sehr lange Warteschlangen bilden.
Noch bevor wir Knysna erreichen, können wir die Zeichen der Zerstörung durch die verherrenden Waldbrände im Juni dieses Jahres sehen. Selten, dass ein südafrikanisches Ereignis Eingang in die deutschen Nachrichten findet, doch über diesen Brand wurde auch im deutschen Fernsehen berichtet. Überall an den Hängen stehen verkohlte Baumstämme, die dunklen, kahlen Zweige zeigen anklagend in den von Wolken verhangenen Himmel. Das Buschwerk, soweit noch vorhanden, steht rostrot auf verkohlter Erde, ausgebrannte Häuser lassen uns die Verzweiflung ihrer Besitzer erahnen. Was muss das für ein Inferno gewesen sein. Trotzdem scheinen sich die Menschen hier nicht unterkriegen zu lassen, denn wir sehen auch reichlich Aufräumtrupps, die unbeirrt versuchen die Schäden zu beseitigen.
Auf der Suche nach unserem Guesthouse kommen wir an vielen ausgebrannten Ruinen vorbei, deren Schornsteine wie Mahnmale in den Himmel ragen. Es ist für alle sicher nicht nachzuvollziehen, warum das eine Haus abgebrannt ist, während das direkt daneben immer noch unversehrt dasteht. Die Verzweiflung des Menschen mussfurchtbar gewesen sein.
Unser Guesthouse hat unwahrscheinliches Glück gehabt, die Flammen stoppten im Vorgarten nur wenige Meter vom Haus entfernt. Von unserem Zimmer haben wir eine großartige Aussicht auf die Lagune, nur leider ist uns das Wetter nicht wohlgesonnen. Es ist ziemlich kalt geworden und als wir Abends an der kleinen Waterfront Essen gehen, beginnt es zu regnen. Die Waterfront gefällt uns sehr, viele kleine Geschäfte und Restaurants laden zum bummeln und Verweilen ein.
Das Restaurant Bazala hat uns die Managerin des Guesthouse empfohlen und wegen des Wetters sitzen wir schon ziemlich früh dort. Hier gibt es so ausgefallene Speisen wie Krokodilstreifen und Kudusteak, die nicht nur ausgesprochen lecker waren, sondern auch noch fantasievoll angerichtet. Für uns sehr besonders ist auch, dass hier kein Alkohol ausgeschenkt wird, man aber durchaus seinen Wein mitbringen kann, der dann am Tisch entkorkt wird und von der Servicekraft gekonnt in die bereitgestellten Weingläser eingeschenkt wird.
Auch der nächste Morgen begrüßt uns kalt und grau, die Wolken hängen regenschwer über der Lagune. Egal! Nach dem Frühstück schlüpfen wir in unsere Regenjacken und fahren zu den Eastheads. Die Bucht wird nämlich von zwei direkt aus dem Meer ragenden Bergen, den Knysna Heads, eingerahmt. Diese Hafeneinfahrt galt lange Zeit als sehr gefährlich, vielleicht ist sie das auch immer noch.
Die Aussicht ist grandios, das Wetter leider weniger, es beginnt zu regnen und so sitzen wir kurze Zeit später bereits in einem Café am Fuße des Eastheads und trinken einen Chai Latte. Wunderbarerweise brennt hier ein Feuer im Kamin, so dass es richtig muckelig ist. Was macht man bei schlechtem Wetter? Man bummelt durch die Stadt, kauft das ein oder andere und kurze Zeit später ist auch die Sonne wieder da. So nutzen wir den Nachmittag für einen ausgedehnten Strandspaziergang in Brenton-on-Sea.
Ein wirklich schöner Strand mit interessanten Schildern, die in mir den Gedanken aufkeimen lassen, dass deutsche Urlauber wohl zu den Beratungsresistenten gehören und immer eine Extraerklärung benötigen.
Am nächsten Morgen müssen wir Knysna schon wieder verlassen, wir wollen in die kleine Karoo Richtung Oudtshoorn. Unsere Idee ist es über den Prince Alfred Pass zu fahren, wir sind uns aber nicht sicher, ob das zur Zeit auch mit einem einfachen Kleinwagen möglich ist. Nach starken Regenfällen und bei schlechtem Wetter wird auf jeden Fall davon abgeraten. Heute morgen ist auch der Besitzer des Guesthouses anwesend, der sich sicher ist, dass der Pass auch mit unserem Fiesta befahrbar ist. Er erklärt uns noch eine Route, bei der wir nicht durch die Townships fahren müssen und kurze Zeit später sind wir bereits auf der Straße. Wir entscheiden uns für das Abenteuer.
Der Prince Alfred Pass ist benannt nach dem Sohn von Queen Victoria, er wurde zwischen 1864 und 1867 erbaut, führt auf 1038 Meter Höhe und ist immer noch eine Gravelroad. Also 70 Kilometer Gravelroad. Und das ist gar nicht mal so wenig. Aber die Strecke führt uns durch wunderschöne Landschaft, bietet gigantische Ausblicke und auf der gesamten Gebirgsstrecke begegnet uns nicht ein einziges Auto. Es ist einfach fantastisch und wir sind froh, dass wir uns so entschieden haben. Wir fahren entlang steiler Abhänge, überqueren plätschernde Gebirgsbäche, trinken einen Kaffee, während wir in die Weite gucken und die ganze Zeit spannt sich über uns der blaue Himmel und die Sonne erwärmt die kühle Luft. Was will man mehr?
In Uniondale hat uns die Teerstraße wieder, wir tanken und weiter gehts. Oudtshoorn, wir kommen!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen